Interview mit dem Tippmeister
Jascha Gutwerk
Bild Jascha
Tippmeister:
2024/25 Hinr.
Die letzten zehn Platzierungen:

Tipprunde
Platz
2024-25 Hin 1.
2023-24 Rück
11.
2023-24 Hin (2.Liga) 1.
2022-23 Rück (2.Liga) 16.
2022-23 Hin -
2021-22 Rück
-
2021-22 Hin -
2020-21 Rück -
2020-21 Hin (2.Liga) 18.
2019-20 Rück
-

 Die Fragen stellte Urs Bruder im Mai 2025

Glückwunsch zur Meisterschaft Jascha!!
Wie fühlt man sich, wenn man die ganzen alten Hasen bezwungen hat und der erste große Sieger der jungen Tippgeneration ist?
Jascha:
Danke für die Glückwünsche Urs, ja es fühlt sich natürlich super an das Ding zu holen. War ein relativ langer Weg, aber umso schöner gewonnen zu haben gegen die ganzen erfahrenen Urgesteine und Tippmeister der langen Tipliga-Geschichte.
Bitte erzähl doch ein wenig über Dich, damit die Tipper, die Dich noch nicht kennen, etwas mehr über Dich erfahren.
Jascha:
Ich bin 24 Jahre alt, wohne in Mühlheim-Dietesheim, bin Fan der Offenbacher Kickers, seit mich mein Vater zu 2. Liga-Zeiten (2007/2008) mit auf den alten Bieberer Berg mitgenommen hat. Hab selber aktiv von der F bis zur B-Jugend Fußball gespielt bei der SpVgg Dietesheim, kurzzeitig bei Teutonia Hausen und beim TSV Lämmerspiel.
Schon als Teanager hattest Du zwischen 2015 und 2017 mehrfach an der Tipliga teilgenommen, wurdest aufgrund mangelnder Tippabgaben aber (fast) immer Letzter. Später tippte Dein jüngerer Bruder Ben regelmäßig, auch in der 1. Tipliga, woraufhin Du neue Versuche unternahmst, die aus genannten Gründen aber genauso erfolglos verliefen. Dann vor zwei Jahren völlig überraschend der Gewinn der 2. Tipliga und schon ein Jahr später die Tippmeisterschaft. Eine bemerkenswerte Blitzkarriere! Wie kam es zu dieser Wandlung und was glaubst Du, worin liegt das Geheimnis Deines Erfolges? Hast Du einen Rat an die anderen Tipper?
Jascha:
Ich war ja schon früh dabei, hab in der Zeit immer nur meine absoluten Wunschergebnisse getippt. Ich kann mich gut erinnern, dass ich damals immer gegen die Bayern getippt habe, obwohl sie damals das Nonplusultra waren mit ihren 11 Meistertiteln am Stück.
Letzte Saison war oft der Schlüssel auch mal Risiko mit Auswärtstipps zu gehen. Aber ein richtiges Geheimrezept hab ich auch nicht. Manchmal hab ich mehr recherchiert und mir Zeit gelassen an anderen Tagen schnell aus dem Bauch raus getippt.
In der Saison vor Deiner Meisterschaft wurdest Du Elfter, holtest aber sensationelle vier Tagessiege. Schaut man sich letzten Saison an, sieht man, dass Du nicht nur zwei Tagessiege geholt hast, sondern auch viermal Zweitbester Tipper warst. Andererseits warst Du aber, trotz Meisterschaft, auch sechsmal unter den drei schlechtesten Tippern. Dies deutet darauf hin, dass Du sehr viel Risiko gehst. Und schon zu Zweitliga-Zeiten wurdest Du ja mit dem Spitznamen "Risiko-Jascha" ausgestattet. Dies führt unwillkürlich zu der Frage, ob unser Punktesystem (bis zu drei Punkte für die richtige Tendenz) vielleicht nicht das Beste ist, wenn man mit Risikotippen so erfolgreich sein kann?
Jascha:
Ich denke, dass das Punktesystem ganz gut ist sowie es ist. Klar hat man, wenn man auf Underdogs tippt auch mal das Glück einen 3 oder 4 Punktetipp zu landen, aber dafür braucht man ja auch das notwendige Matchglück und es kommt dann auch immer auf den Spieltag an. Es kommt halt auch vor, dass Favoriten straucheln und das spielt mir dann in die Karten. Aber genauso kann ich dann auch leer ausgehen, wenn ich zu viel Risiko gehe und die Spieltage normal verlaufen und keine Big Points lande oder Spiele kurz vor Schluss gedreht werden.
Eine Sache ist mir noch aufgefallen in der Tipliga. Von den jüngeren Tippern vergessen fast alle regelmäßig mal Tipps abzugeben, auch Du hättest so fast die Meisterschaft verspielt. Bei den älteren Tippern kommen vergessene Tipps dagegen verhältnismäßig selten vor. Wie erklärst Du Dir dieses Phänomen oder meinst Du, es ist Zufall?
Jascha:
Ja das ärgert mich auch total und ist mir dieses Jahr wieder viel zu häufig passiert. Ich weiß nicht wie es bei den anderen jungen Tippern ist. Bei mir ist es so, dass ich gerne kurz vor den Spielen erst tippe, um mir den Kader der Spielpaarungen nochmal anzuschauen. Um zu reagieren, ob Spieler kurzfristig ausfallen oder der Trainer auf ein anderes System setzt, als das was erwartet war. Und deshalb ist es halt vermehrt bei mir passiert Tipps nicht rechtzeitig abzugeben. Ich bin aber am Überlegen mich jetzt auch an den älteren Tippern zu orientieren und einige Spieltage schon vorzutippen. Das fällt mir aber immer schwer dann einzuschätzen in welcher Form oder auch internen Stimmung sich die Vereine befinden.
Was sagst Du allgemein zum Fußball? Siehst Du neue Entwicklungen? Wird sich ein neuer Spielstil durchsetzen? Hält der Zuschauerboom in Deutschland an und holt die Nationalmannschaft bald wieder einen großen Titel?
Jascha:
Der Fußball in den letzten Jahren hat sich meiner Meinung nach stark verändert seit ich regelmäßig Fußball schaue (2006/2007). In der Bundesliga gab es viele Veränderungen. In meinen Anfangszeiten waren Mannschaften wie Werder Bremen oder der HSV die zweite Macht hinter den Bayern. Speziell Werder Bremen, mit ihrem Offensiv-Fußball, hat mich sehr begeistert, mit Spielern wie Diego, Marko Marin, Mesut Özil oder Claudio Pizzaro. Aber nach und nach sind auch Vereine hochgekommen wie Leipzig oder Hoffenheim, die durch Finanzspritzen den Sprung geschafft haben und tolle Vereine in der Versenkung gelandet sind, die ich gerne heute noch in der Bundesliga sehen würde. Der Zuschauerboom wird anhalten in Deutschland, weil es sehr viele Traditionsvereine mit einer sehr starken Fanbase gibt und es dabei nicht unbedingt relevant ist in welcher Liga sie spielen. Es kommen trotzdem Tausende jedes Wochenende in die Stadien. Generell würde ich sagen, dass der Fußball ein schnelleres Geschäft geworden ist, wo Du heute noch der große Star sein kannst und morgen schon die Karriere vorbei ist. Spieler wie Julian Draxler, Andre Schürrle oder Nico Schulz sind nur Beispiele deutscher Ex-Nationalspieler, die weit vor ihren 30er Jahren in keiner europäischen Top-Liga mehr gespielt haben und still und leise aus dem Fußball verschwunden sind.

Der deutschen Mannschaft ist viel zuzutrauen in den nächsten Jahren, sich unter den Top-Vier der Welt zu etablieren, wenn weiter nach dem Leistungskonzept aufgestellt wird und auch neue jüngere Spieler Chancen bekommen. Explizit in der Offensive sehe ich sehr großes Potenzial mit Florian Wirtz, Jamal Musiala oder auch einem Nick Woltemade, der sehr viel mitbringt, mit seiner Größe aber auch hochtechnisch versiert ist. Auch Spieler wie Maximilian Beier oder Karim Adeyemi haben großes Potenzial. Je nachdem wie die Entwicklung bei den jungen Spielern weiter geht, sehe ich eine gute Chance auf den nächsten EM-Titel. Ich glaube, die WM 2026 kommt noch etwas zu früh und dort würde es aber trotzdem für eine Halbfinal Teilnahme reichen.
Du bist ja auch einer von denen, die seit Jahren zu jedem Heimspiel der Offenbach Kickers gehen und die Auswärtsspiele im Livestream schauen. Was meinst Du?
Jascha:
Aus meiner Sicht war die Saison der Offenbacher Kickers sehr ordentlich bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Dann spielt Pech mit (Verletzungen, fragliche Schiedsrichter Entscheidungen) und ein paar desolate Auswärtsniederlagen. Trotzdem würde ich gerne nochmal darauf eingehen, dass die 2ten Mannschaften meiner Meinung nach raus aus dem Herrenfußball müssen (wie z.B. in England) oder es sollte angepasste Regeln geben, dass der Kader einer Zweitvertretung vor Anfang der Saison registriert wird und keine Spieler aus der 1ten Mannschaft nachnominiert werden können. Denn das ist in meinen Augen Wettbewerbsverzerrung, wenn Aufstiegs oder Abstiegskandidaten sich Vorteile durch ihre Profimannschaft verschaffen.
Da hast Du recht Jascha!
Vielen Dank für das Interview und weiter Gut Tipp!!